Thomas Gutknecht
„Aufklärung – ein Projekt in Gefahr“
Trilogie, in Präsenz: Königstraße 7, Stuttgart und live online (Hybrid-Veranstaltung)
Freitags, 21. Januar, 28. Januar und 4. Februar, jeweils 9:30 – 12:30 Uhr, Kosten 69 €.
Aufklärung – damit verbindet man zumeist die Nennung einer vergangenen Epoche. Doch Aufklärung ist ein prinzipiell unabschließbares Projekt, das kulturenübergreifend auf kritisches Denken setzt, und Freiheit (Selbstbestimmung) sowie Frieden unter den Menschen und Einklang mit der Natur zum Ziel hat. In dunklen Zeiten droht das Licht der Aufklärung zu verlöschen, doch stets bleibt eine Zeit neuer Aufklärungsetappen und die Rückholung noch unabgegoltener Aufgaben möglich.
Das ist besonders jetzt wieder angesagt. In Krisen und Umbruchzeiten steigt der Bedarf an „guten Nachrichten“, eine Sehnsucht nach „Erlösung“, die einer nüchternen Bewältigung der Not im Weg steht. Irrationalem und haltlosen Heilsversprechen werden selbst von bis dahin halbwegs vernünftigen Zeitgenossen Tür und Tor geöffnet.
Derzeit, so scheint es, bleiben einmal mehr der gesunde Menschenverstand und das kritische Urteilen auf der Strecke und die wirklichen Errungenschaften der Aufklärungsbemühungen früherer Epochen (Freiheit, Menschheitsrechte, Toleranz, Wissenszuwachs durch Rationalität, Leidsensibilität u.v.m.) drohen zu versanden. Dazu kommt, dass die vormals einseitige Ausrichtung an der Vernunft gegenaufklärerischem Treiben den Boden bereitet, zumal wenn sich Rationalität in einem bloß instrumentellen Vernunftgebrauch zu erschöpfen scheint.
Deshalb muss eine neue Aufklärung heute an zwei Fronten präsent sein: da, wo sich der Irrationalismus ausbreitet und da, wo die früheren Versprechen noch nicht eingelöst sind und neue Herausforderungen Kreativität abverlangen. Eines verbindet die alten und neuen Aufklärungsanstrengungen: sie verweisen auf das sokratische „logon didonai“ (Rechenschaft geben) und die Verantwortlichkeit des Menschen als vernunftbegabtem Wesen. Verantwortung tragen wir heute für alles Lebendige und für dessen Zukunft auf unserem Planeten.
Allein dieser Horizont, in den wir uns mit unseren technischen Möglichkeiten gestellt sehen, zeigt, wie wichtig es ist, dem Ungemach nicht irritiert, sondern rational zu begegnen, sich von der Versuchung zur Abdankung der Vernunft freizumachen und gerade in ihr die Möglichkeiten zum Lebenserhalt zu suchen. Der bisweilen schlechte Ruf der Vernunft muss selbst erhellt werden, Missverständnisse ausgeräumt und ihre Größe neu begriffen werden. War Aufklärung einmal der Versuch, Unterdrückung zu überwinden und zur Mündigkeit zu befreien, muss eine neue Aufklärung auch Verblendungen durch verquere Ideen von Subjektsein, Individualität, Freiheit, Authentizität usw. überwinden.
Wenigstens ein Problembewusstsein von der Größe und den Grenzen der Vernunft will die Trilogie wecken und etwas Klarheit vermitteln, was Aufklärung bisher war und künftig zu tun hat.
Lektüretipps vorab:
Corine Pelluchon: Das Zeitalter des Lebendigen. Eine neue Philosophie der Aufklärung, 2021.
Marie-Luisa Frick: Mutig denken. Aufklärung als offener Prozess, 2020.
Michael Hampe: Die Dritte Aufklärung, 2018 (2. Aufl. 2019).
Anmeldung ab sofort: gutknecht@praxis-logos.de oder 07122-484 .